29.Okt.1988

Sehr geehrter Herr Doktor Moll!

Herzlichen Dank für die Zusendung der Materialien: die Photo­graphie des nördlichen Teiles von Maklaki, die Kopie des Rappor­tes des Befehlshabers des III. Bataillons, die Kopie der Seiten aus dem Buch: „Die Krähen von Maklaki", die mir in Ihrem Namen Vladimir MichailoviJ Fedorov übergeben hat. Diese Materialien sind für das Museum des Kriegsruhmes (der Kriegs­auszeichnungen, der Begriff bleibt wg. des breiten Wortfeldes hier ungenau, der Übersetzer) von großem Interesse, da sie In­formationen über die Kämpfe um das Dorf Maklaki enthalten. Ich wage mich an Sie mit einer großen Bitte zu wenden: Wenn es möglich ist, senden Sie mir as Buch „Die Krähen von Maklaki" und darüberhinaus noch: „Hernette­Sokinekaja 216/272 Infanteriedivision" ' oder eine Kopie der Seiten, in denen es um die Besehreibung der Kämpfe um Sokineka ­ Duminiki (?) ­ —dre (unleserlich)­ Ljudinovo und ihrer Umgebungen in den Jahren 1942 bis 1943 geht.

Wenn es möglieh ist, fügen Sie doch bitte auch die Kopien dieser Orte(Plätze) aus dieser Periode hinzu: Maklaki, (unleserlich), Slobodka, Kotoviki (?), Bukal' (?), Dmitrievka und weitere. Wir haben hier keinen Dolmetscher, aber ich selbst kann ron der deutschen in die russische Sprache mit Hilfe eines Lexikons übersetzen, obwohl es mir nicht gerade leicht fällt. Für Ihre Erinnerung (Aufmerksamkeit) herzlichen Dank von mir und auch im Namen der Mitarbeiter.

 

15.Nov.1988

Sehr geehrter Herr Schulz,

Ihr Büchlein Maklaki hat mir sehr gefallen! Es ist großartig geschrieben. ­Ich werde es sogleich mit den Kopien der Fotos nach Maklaki in das dortige Museum "Kampfesruhm" weiterleiten. Dieses Museum haben die dortigen Lehrer und Schüler aufgebaut. Ich bin mir ganz sicher, dass man Sie um die Originalfotos bitten wird. Auf jeden Fall das Foto mit den russ. Frauen. (13 x 18 oder größer)

Nochmals herzlichen Dank!

Mit verbindlichen Grüßen
Dr. Georg Moll


Der Enkel eines Solinger Messermachers gründete und baute die größte Schallplattenfabrik der Sowjetunion

Mein Urahn, Johann Abraham MOLL (1766 - 1817), war Messermacher "Am rothen Haas" in Solingen (heute Grünewalder Str.).In der schweren Zeit um 1795 wanderte er nach Oberschlesien aus und arbeitete in der Kgl.Eisengießerei zu Gleiwitz als Emailleur. Im Jahre 1811 erfand er dort eine haltbare, weiße Emaille auf Kochtöpfen. Er starb 1817 an Bleivergiftung. Sein 3.Sohn, Ferdinand Wilhelm MOLL (1815 ­ 1882), ging 1852 mit den Familienrezepten an die Carlshütte in Rendsburg und arbeitete dort als Leiter des Emai11ierwerkes. Sein Sohn, Gottlieb MOLL (1859 - 1926), mein Großvater, wanderte 1880 nach Russland aus. In Duminitschi, Ljudinowo und Pessotschnja(Kirow) gründete er drei Emaillierwerke für Küchengeschirr und Badewannen. Bei Kosmatschewo erwarb er ein großes Familiengut. Hier errichtete er auch eine Seifen­fabrik, eine Borax­Fabrik und eine große Käserei. In Aprelewka bei Moskau gründete und baute er 1910 die erste russische Schallplattenfabrik "Metropol Rekord", die schon bald einen großen Aufschwung nahm. Aus Deutschland holte er die Tontechniker August Kybarth und Albert Vogt. Mein Vater, Johann MOLL (1886 ­ 1927), war dort der erste Direktor. Nach der Enteignung dieses Betriebes durch die Sowjets im Jahre 1918 wurden in dieser Fabrik in den Jahren 1919­21 die berühmten 15 Reden W.I.Lenins auf Schall platten gepreßt ( "Zentropetschatj ­ Sowetskaja Plastinka" ). Diese Fabrik arbeitet noch heute (1988) und ist die größte Schallplattenfabrik der staatl. Firma "Melodija" (Jahrespro­duktion über 100 Mill. Tonträger) ­ In Deutschland war Gottlieb MOLL Teilhaber des Emaillierwerkes Moll & Rohwer in Neumünster und Eigentümer der Chem. Fabrik in Suchsdorf bei Kiel.

Dr. Georg Moll

7. Dez. 1988

Sehr geehrter Herr Bernhard Schulz!

Kaluga Oblast

Zuerst entschuldigen Sie bitte, dass ich russisch schreibe. Bei uns wird in der Schule Französisch unterrichtet. Zweitens senden wir Ihnen einen herzlichen Gruß und wünschen Ihnen das Allerbeste in Ihrem Leben und in Ihrer Literaturtätigkeit. Ihr Buch "Die Krähen von Maklaki" haben wir erhalten, wofür wir Ihnen sehr dankbar sind. Wir werden uns bemühen es ins Russische zu übersetzen. Ich habe mich mit dem Buch bereits bekannt ge­macht und obwohl ich nur sehr schwach die deutsche Sprache beherrsche, habe ich den Inhalt gut verstanden. Auch habe ich die handelnden Personen des Buches verstanden: Ihre Familien, Namen und Dienstgrade. Herr Bernhard Schulz!
Beantworten Sie mir bitte: Die Helden Ihres Buches , die Russen betreffend:
Alexandra, Fedor (Theodor), Dmitrij also Leute die damals lebten: Haben sie echte
Namen und Familien? Oder sind diese Personen frei er­funden ?
Erklären Sie mir bitte: Die Sache besteht darin, daß in Maklaki gegenwärtig es solche
Familien nicht gibt. Gab es solche während der Kriegszeit? Gab es diese Episoden,
die Sie in Ihrem Buch beschreiben tatsächlich? Für uns ist es sehr wichtig dieses zu
wissen.
Mir persönlich hat das Buch sehr gefallen durch seinen Humanismus und des Protestes gegen den Krieg.
Ich nehme den Mut, auf mich Sie zu fragen: Wer von den deutschen Kriegshelden dieses Buches blieb am Leben und lebt noch zur Zeit?
Und noch eine Bitte: Erzählen Sie bitte von sich selbst in welcher Diensteigenschaft Sie in Maklaki gekämpft haben. Erinnern Sie sich bei wem Sie in Quartier waren ?, Familienname der Hausbesitzer, welche Straße?
Wie wurden Sie von den Einwohnern von Maklaki behandelt und wie verhielten Sie sich gegenüber den Einwohnern ?

Wenn es möglich ist, so antworten Sie mir bitte. Ich bitte sehr, wenn möglich senden Sie mir Fotos 13 x 18 cm und zwar :
1) Flemming, Sie, Serafim und der Russe in Maklaki. Schreiben Sie bitte zu welcher Zeit diese Aufnahme gemacht wurde? Wer ist der russische Musiker ?
2) Frauen beerdigen jemand, tragen einen Sarg.
3) Schicken Sie mir Fotos, welche von den Kriegshandlungen und Ihren Leben in Maklaki erzählen.
4) Schicken Sie Ihr Portrait (Fotopapier)
5) Wenn möglich, schreiben Sie über Erinnerungen über Simnitzi, Slobodka und Kamenka. Wir werden Ihnen sehr dankbar sein.

Auf Wiedersehen. Wir wünschen Ihnen eine feste Gesundheit, ein langes Leben und
alles Erdenglück.

N.A. Tschumakow ­Leiter des Museums "Kampfesrum" Dorf Maklaki 7. Dezember 1988

PS: Falls vorhanden Fotos von Simnitzi, Slobodka, Kamenka, dann bitte ebenfalls
senden

 

20.12.1988

Lieber Herr Schulz,

umseitig die wörtliche Übersetzung des Maklakibriefes. Wenn Sie Tschumakow antworten wollen, so bitte mit Schreib­maschine , in deutsch und ganz einfachen, klaren Sätzen. Die gewünschten Fotos 13 x .18 cm können Sie zunächst an mich senden. Ich bereite hier ebenfalls etwa 10 Fotos vor. Ich werde dann Ihre Fotos beilegen. Ich werde Tsch. anbieten die schweren Stellen zu übersetzen, wenn er nicht klar kommt. Ich habe ihn in Maklaki (Sept 87) als sehr netten, intelligenten Lehrer kennengelernt. Er interessiert sich sehr für alles , was mit Maklaki und "Umgebung zusammenhängt. (Auf dem Foto hat er Serafim noch nicht als Schuster aus Murdasowo (bei Suchinitschi) ausgemacht und fragt nach dem russ. Muschik (Muschik = unkultivierter Bauer, Mann etc.) Gutes Neues Jahr. Herzlichen Dank für Ihr Büchlein. Wer schreibt unsere Familiengeschichte in Kurzform? Kennen Sie jemand?



5. Jan.1989

Sehr geehrter Herr Nikolai Andrejewitsch Tschumakow,

ich danke Ihnen für Ihren Brief vom 7. Dezember 1988, den mir Dr. Georg Moll übersetzt hat. Ich werde versuchen, Ihre Fragen nach bestem Wissen zu beantworten. Inzwischen sind immerhin fast 5o Jahre vergangen, und das Gedächtnis hat nachgelassen. Vorerst sei gesagt, daß ich an die Themen des Buches nicht als Historiker, sondern eher als Dichter herangegangen bin. Es gab keinen Grund für mich, exakt zu sein. Meine Aufgabe war es human zu wirken und Protest gegen den Krieg auszudrücken, dass ist richtig.

Nun zu Ihren Fragen:

Die Namen der handelnden Personen sind frei erfunden.

Die Ereignisse haben tatsächlich so stattgefunden. Die Leiche des Obergefreiten Zeiske (er war ein Bauer aus der Lüneburger Heide, der viele Kinder besaß und sich in der Säuglingspflege auskannte) haben wir beim Rückzug aus Maklaki neben der Rollbahn gefunden. Säugling, Pferd und Schlitten waren verschwunden. Der Muschik, der sich dem deutschen Soldaten ins Gewehr warf und starb, war ein "Hiwi" (Hilfswilliger). Die Deutschen hatten ihn "requiriert", das heißt, sie hatten ihn gezwungen, ihnen mit Pferd und Schlitten zu dienen. Ich erinnere mich gut an ihn. Er war ein demütiger, in sein Schicksal ergebener Mann, der in einem Leinenbeutelchen auf der Brust eine Silbermünze mit dem Porträt eines Zaren hütete. Dass er Schuster war und Serafilm hieß, hab ich erfunden, seine Existenz als "Hiwi" war mir peinlich.

Wer ist von den deutschen "Kriegshelden" noch am Leben? In meiner Kompanie gab es keine Helden. Es waren in der Hauptsache Familienväter, die nach Hause wollten. Sie waren Soldaten und mussten ihre "Pflicht" tun, das wird auf der Gegenseite nicht anders gewesen sein. Meine Kompanie ist bei den nachfolgenden Kämpfen so gut wie aufgerieben worden. Ich selbst bin in Shisdra (Befund: Fleckfieber, Tularemie, Erfrierungen ) ins Lazarett eingeliefert worden. Damit war der Krieg an der Front für mich zu Ende. Ob außer mir noch jemand von meiner Kompanie lebt, weiß ich nicht. Ich kenne niemand, und ich hüte mich vor Kriegervereinen und Soldatentreffen.

Ich wurde 1936/37 als Infanterist ausgebildet, nahm an den Feldzügen gegen Polen, Holland, Belgien, Frankreich und an der Eroberung der britischen Kanalinseln teil. In Maklaki war ich eingesetzt als Melder, mein Dienstgrad war Obergefreiter, ein Rang ganz unten. In der Regel mussten die Häuser, die von den Deutschen besetzt wurden, von Zivilpersonen geräumt werden. Ich weiß also nicht, auf welchem Ofen ich geschlafen habe und wie der Besitzer des Ofens oder gar die Straße hieß, in der das Haus stand. In den Hütten lebten nur Frauen, Kinder und alte Männer. Diese Menschen nahmen stumpf ergeben ihr Schicksal hin, es gab keinen Widerstand. Ich habe auf der Straße den Kindern meine Schokolade und andere Süßigkeiten gegeben. Einmal wollte eine Frau meine Hand küssen, sie sagte "dobre Pan", und das war die einzige Anerkennung, die mir der Krieg eingebracht hat.

Die 2 Fotos, die Sie wünschen, wird Herr Dr. Moll Ihnen mit seinen Aufnahmen zusammen schicken. Weitere Fotos besitze ich nicht. Im Krieg konnte man keine Filme kaufen, und es war ungewöhnlich, dass ein Frontsoldat im Brotbeutel einen Fotoapparat mitschleppte. Die 2 Fotos, die Sie bekommen, stammen von einem Mann, mit dem ich befreundet war. Er war Ordonnanz im Regimentsstab. Er hat mich in Maklaki besucht und mir Lebensmittel gebracht, einen ganzen Schlitten voll.

Was mein Porträt betrifft muss ich mich wohl fotografieren lassen. Bisher hat sich niemand um ein Foto von mir gerissen. Ich werde in den kommenden Tagen versuchen, Erinnerungen an meinen Einsatz im Kessel von Ssuchinitschi aufzuschreiben. Die gelangen dann später ( mit dem Porträt ) in Ihre Hand. Ich habe ja jetzt Ihre Adresse, Sie sind kein Unbekannter mehr.

Übrigens: Vor drei Jahren bin ich mit meiner Frau in Moskau, Sagorsk und Leningrad gewesen, es hat uns sehr gefallen. Wir möchten diese Reise gelegentlich wiederholen. Für Ihre Glückwünsche zum Neuen Jahr', sehr geehrter Herr Nikolai Andrejewitsch Tschumakow, für feste Gesundheit, langes Leben und alles Erdenglück* danke ich Ihnen von Herzen. Dass ich für das Museum Kampfesruhm in Maklaki etwas, wenn auch Geringfügiges, erledigen darf, befreit mich von der Schuld, dass ich mit einem Gewehr im Anschlag in Ihr schönes Vaterland eindringen musste und nicht vor Empörung geschrien habe. Ich habe damals sehr gelitten, denn der von mir am innigsten verehrte Schriftsteller hieß Anton Pawlowitsch Cechov. Heute Abend sehe ich im Fernsehen "Onkel Wanja", darauf freue ich mich.



2. Mär.1989

Sehr geehrter Herr Nikolai Andrejewitsch Tschumakow,

Danke für Ihren Brief vom 2.2.1989, den mir Herr Dr. Georg Moll übersetzt hat. Mir liegt viel daran, Ihnen mit Antworten zu dienen. Ich fühle mich jedoch bei der Beantwortung der Fragen, die Sie mir stellen, über­fordert. Ich bitte Sie, zu verstehen, dass ich ein gemeiner und für den strategischen Ablauf völlig unbedeutender Soldat (Obergefreiter) war. Außerdem habe ich mich zum "Sieg" eher passiv als interessiert verhalten. Mir ging es allein darum, am Leben zu bleibenund weder einen Mord noch sonst eine Untat auf meine Seele zu laden, die als Folge einer klösterlichen Erziehung sehr empfindlich war. Meine Funktion als Soldat war Melder, das heißt, ich hatte die Aufgabe, zwischen dem Zug ( etwa 3o Männer ) und der Kompanie die Verbindung zu halten: Nachrichten überbringen und empfangen, Essen holen, Post verteilen usw. Höhere Gefechtsstände habe ich nicht kennen gelernt, auch nicht das Lazarett oder den Gefechts­stand des Battaillons oder Regiments. Mir sind Namen von Straßen und Nummern von Häusern nicht in Erinnerung geblieben, eben sowenig wie Namen von Vorgesetzten, etwa des Kommandanten von Maklaki oder wer sonst ein "hoher Chef" war. Sehr geehrter Herr Tschumakow, ich möchte noch einmal betonen, dass es sich bei meinen Erzählungen nicht um historische Darstellungen handelt, sondern um eine dichterische Bemühung. Konnte ich denn ahnen, dass meine Worte jemals einen Herrn in Maklaki erreichen würden, dir Nikolai Andrejewitsch Tschumakow heißt. Und diesen Herrn N.A. Tschumakow grüße ich jetzt aus weiter Ferne sehr herzlich und wünsche ihm Glück und Erfolg bei seiner Arbeit, ein Museum aufzubauen und Erinnerungen an einen Krieg festzuhalten, der sich nie wiederholen möge. Ich stehe Ihnen auch weiterhin für Fragen zur Verfügung.

Herzlichst Ihr Bernhard Schulz

 


26. Okt.1989

Viel geehrter Herr Bernhard Schulz!

Mit großem Interesse machen wir uns mit Ihrem Buch "Die Krähen von Maklaki" bekannt, welches Sie unserem Museum schenkten. Aber leider machen uns einige Ausdrücke beim Übersetzen in die russ. Sprache Schwierigkeiten. Darum bitten wir Sie sehr uns folgendes zu erklären:

1) Wie übersetzt man genau in die russ.Sprache "Die Krähen von Maklaki"? Wir haben es mit "Die Krähen von Maklaki" übersetzt, aber für uns ist es unverständlich warum "Die Krähen von Maklaki", denn in dem Buch geht es ja um Kriegshandlungen und nicht um Krähen. Oder haben wir falsch übersetzt und den Sinn des Buches falsch verstanden ? Erklären Sie dieses bitte.

2) Was bedeutet die Zeichnung auf dem Einband des Buches?
Was wird symbolisiert?
Nach unserem Verständnis wird mit der Zeichnung ein Rabe darge­stellt und keine Krähe, auf Leichen von Menschen sitzend. Eine Leiche ist schwarz, die andere Leiche rot. Was bedeutet dieses?

Z.Zt. bereiten wir uns energisch vor auf den 45.Jahrestag des Sieges über den Faschismus im Großen Vaterländischen Krieg und es ist für uns sehr interessant alle Ereignisse der furchtbaren Jahre, die in der Nähe unserer Siedlungen und Dörfer passierten zu kennen. Wir bitten Sie, als Teilnehmer dieser Kämpfe uns etwas über diese Kriegsereignisse zu erzählen, was Sie gesehen haben. Wir wollten keinen Krieg aber wir müssen die Schrecken kennen und die Leiden der Menschen, damit sich dieses niemals auf unserer Erde wiederholt.

Mit der tiefstempfundenen Achtung Ihnen gegenüber, die Mitglieder des Rates des Museums "Kampfesruhm" der Mittelschule von Maklaki und ihrer Leiter

Tschumakow, Nikolai Andrejewitsch


Dies für heute Ihr Bernhard Schulz

 

 4. Jan.1990

Sehr geehrter Herr Nikolai Abdrejewitsch Tschumakow,

Für Ihren Brief vom 26. Oktober 1989, den mir Herr Dr. Moll übersetzt hat, danke ich Ihnen. Ich will versuchen, eine Antwort auf Ihre Fragen zu finden.

Dass ich meinem Buch den Titel "Die Krähen von Maklaki" gegeben habe, liegt daran, dass mich persönlich diese schwarzen Vögel, die in Scharen zu Hunderten über dem Gefechtsfeld kreisten und großen Lärm machten, stark beeindruckt haben. Nach unserem ornithologischem Verständnis waren es Saatkrähen (Corvus frugilegus), die mit den Raben, die in Europa als ausgestorben gelten, verwandt sind. Die Saatkrähen bewohnen insbesondere die großen Getreideanbauflächen Europas und Asiens und werden auch als Aaasfresser eingestuft.

Der Titel eines Buches ist ­ im kommerziellen Sinn ­ wichtig für ein Buch. Über den Titel und die Gestaltung des Buches entscheidet immer der Verlag, der es ja verkaufen will. Zum Titelblatt wäre zu sagen, dass hier der Kontrast zwischen einem sterbenden Krieger ­ sein Blut ist rot ­ und dem Tod, der schwarz hervorgehoben wird und ja auch ein Geicht hat, durch einen Aasvogel symbolisiert werden soll. Der Krieger trägt den üblichen Tarnanzug.

Mehr kann ich zum Thema Maklaki nicht mitteilen, jedenfalls nicht Wichtiges. Der strategische Ablauf der Kämpfe ist mir, dem untergeordneten Soldaten, verborgen geblieben. Auch an mir wird die Erinnerung an den Ausbruch des Krieges, der beiden Völkern soviel Leid gebracht hat, nicht spurlos vorübergehen. Ihnen, sehr geehrter Herr Nikolai Andrejewitsch Tschumakow, und allen Mitgliedern des Museums "Kampfesruhm" in Maklaki wünsche ich für die Vorbereitungen zu diesem Gedenktag besten Erfolg.

 Mit herzlichen Grüßen Ihr
 Bernhard Schulz