Brief von Lore Gronau, Pastorin im Evangelischen Christopheruswerk

 von 19.01.1980

Sehr geehrter Herr Schulz,

durch den Verlag Eugen Salzer habe ich Ihre Anschrift erhalten. Ich hatte sie mir dort erbeten, weil ich Ihnen erzählen möchte, mit wie großer Freude wir Ihre Geschichte " Das gestohlene Christkind" gelesen und aufgenommen habe. Ich hatte sie - mit Genehmigung des Verlages - auch in unserem Mitteilungsblatt abgedruckt; leicht gekürzt, wie Sie merken werden. Ich hoffe, Sie verzeihen mir diese Kürzungen; ich mußte einfach etwas Platz einsparen.
Wie Sie aus meinem "Briefkopf" sehen, bin ich Pastorin im Evang. Christophoruswerk, einer Einrichtung, deren Schwerpunkt in der Altenpflege liegt. Wir haben in unserem Meidericher Bereich rund 750 alte, zum Teil schwer pflegebedürftige Menschen. Viele von ihnen sind geistig reduziert und über den Intellekt nicht anzusprechen. In dieser Einrichtung arbeiten mehr als dreihundert fünfzig Mitarbeiter. Für diese Mitarbeiter fand im Dezember eine Weihnachtsfeier statt, bei der ich eine Kurz-Andacht halten mußte. Ich wollte sie mit einer Geschichte verbinden, und bei der Durchsicht meiner zahlreichen "Weihnachtsgeschichten" fiel mir nun Ihre auf. Ich hatte sie im Jahr davor wohl schon einmal gelesen, und ich kann mir heute nicht erklären, warum sie mir nicht schon damals aufgefallen ist. Jetzt las ich sie in den "Weihnachtsgeschichten vom Niederrhein" (während einer Zugfahrt ins Bergische Land), und ich war sofort sehr berührt von ihr. Bei der erwähnten Weihnachtsfeier also las ich sie vor, und rund dreihundert Leute haben intensiv zugehört und ihre Freude daran gehabt. Ich habe sie dann noch in einem Kreis von Altentagesstätten- Leitern vorgelesen, auch dort lebhaftes Entzücken! Und als letztes las ich sie dann in der Christmette einer Gemeinde hier im Duisburger Norden. Diese Gemeinde hat es sehr schwer, weil sie in einem der typischen, problematischen Neubaugebiete lebt. Sie hat den Gottes- Dienstbesuchern einfach gutgetan, wie mir mehrere später sagten. Ja, und daß ich sie abgedruckt habe, sagte ich schon; und auch darauf bekam ich von mehreren unserer Bewohner ein Echo; und das ist bei der Situation unserer Bewohner etwas Seltenes
Sehen Sie, das mußte ich Ihnen einfach erzählen, weil ich mir denken kann, daß es Ihnen Freude macht und Ihnen auch guttut, zu hören, daß Ihre Geschichte vielen Menschen Freude gemacht hat und gutgetan hat.
Ich fände es sehr freundlich von Ihnen, wenn Sie mir Hinweise geben könnten, in welchen Büchern weitere Kurzgeschichten von Ihnen veröffentlicht sind.

Mit besten Grüßen und guten Wünschen,

Lore Gronau